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Backup und Restore

Dass eine Festplatte ohne Vorwarnung von einer Minute zur anderen den Geist aufgibt, ist nichts Neues. Dass wildgewordene Programme nicht nur im Speicher Unheil anrichten wollen (“Anwendung hat einen Fehler verursacht...”), sondern auch mal Chaos auf der Platte anrichten, ist ebenso bekannt. Die Aufzählung geht weiter: Man denke an Viren, Würmer, Rootkits, Stromausfall oder Überspannung (reicht schon, Blitzeinschlag muss nicht mal sein...). Schließlich gibt es noch die Fehlerursache, die nicht im PC zu finden ist, sondern vor der Tastatur sitzt ;-)
Gründe für ordentliche Datensicherungen gibt es also genug, nur wie organisiert man das sinnvoll? Backups sind unnötig, wenn der Aufwand der Sicherung höher ist, als der zur Wiederherstellung der Daten. In allen anderen Fällen lohnt schon die Überlegung zur Sicherungs/Wiederherstellungs-Strategie.
Datensicherungen sind heutzutage aus mehreren Gründen schwierig:

  1. Die Festplattengrößen laufen den Kapazitäten erschwinglicher Wechselspeichermedien immer mehr davon. Insofern ist der heutige User mit 500 GByte Plattenplatz und 9,7 GByte pro Double-Layer-DVD als Sicherungsmedium auch nicht besser dran, als der von 1990 mit 20 MByte-Platte und 5,25”-Disketten à 360 kByte Speicherplatz. Dabei gehen die Meinungen zur Dauerhaftigkeit des Sicherungsmediums DVD weit auseinander und der Erfolg eines Brennvorgangs ist so sicher, wie die Wettervorhersage der nächsten Tage.
  2. Die heutigen Betriebssysteme erfordern soviel Zeit für die Anpassung des Frontends, also  Aussehen, Desktop, Pfade, Verhalten, Programminstallation, Hardwareeinrichtung usw., dass eine komplette Neuinstallation von Originaldatenträgern schon mal einen Tag in Anspruch nimmt. Wo überall die nutzerspezifischen Einrichtungen gespeichert werden, ist praktisch nicht zu ermitteln.
  3. Die Unterscheidung zwischen Sicherungswürdigem und dem was man getrost vergessen kann, fällt zunehmend schwerer. Eine typische Windows 2000-Installation erzeugt beispielsweise ca. 6000 Dateien in 150 Verzeichnissen.
  4. Das Windows-eigene Backup-Programm hat in den verschiedenen Versionen Nachteile bzw. sogar Fehler (s. [1]). Zumindet sieht man dem damit gesicherten Werk nicht an, welche Dateien es enthält. Schnell mal sehen, ob die gesicherte Datei die ist, nach der man sucht - geht nicht.
  5. Das beste Backup nützt nichts, wenn es keinen Weg gibt, die gesicherten Daten wieder zurückzuspielen.
    Windows (ab 9x) bietet dafür ein gutes Beispiel: Lange Dateinamen sind mit Bordmitteln von nacktem DOS aus nicht zu handeln. Und selbst mit einer weiteren Windows-Installation kann das Rückkopieren zu Fehlern führen, einfach deshalb, weil das System immer noch kurze und lange Dateinamen parallel verwendet. Windows legt die kurzen Dateinamen neu an, so dass selbst dann, wenn die zurückkopierten Dateien die richtigen (langen) Dateinamen haben,  sie gegenüber dem alten Stand verschiedene kurze Dateinamen haben können.
  6. In reinen NTFS-Systemen unter Windows 2000 oder XP ist von DOS aus ohne externe Hilfsmittel nix mehr zu machen. Fehlen diese und kriegt man das System nicht mehr hoch, nützen die gesicherten Dateien nichts.
  7. Herauszufinden, wo die Anwendungsprogramme ihre Daten ablegen, ist oft ein Forschungsauftrag für sich. Um zu sehen, was alles so auf dem eigenen PC läuft, kann man sich immer mal per Suchfunktion die in den letzten Tagen geänderten Dateien der gesamten Platte ansehen. Wenn man schon z. B. darauf achtet, seine Dokumente aus Office-Anwendungen schön zusammenzuhalten (s.a. Tipp hier), bleibt die Frage, wo steht der Rest? Auch dafür gibt es ein schönes Beispiel.
    EXCEL 2000 speichert
    (ausgeführt unter Windows 2000, installiert im Installverzeichnis; nach [2]) :
     
  8. einige Einstellungen in der Registry, z. B. unter HKEY_CURRENT_USER\Software\Microsoft\Office\9.0\Excel\Options
  9. Inhalt/Platzierung der Symbolleisten unter %userprofile%\Anwendungsdaten\Microsoft\Excel\Excel.xlb
  10. die persönliche Makroarbeitsmappe in %userprofile%\Anwendungsdaten\Microsoft\Excel\Xlstart\Personl.xls
  11. Makros, die global verfügbar sein sollen, in beliebigen Dateien unter Installverzeichnis\Office\Xlstart
  12. persönliche Mustervorlagen in %userprofile%\Anwendungsdaten\Microsoft\Vorlagen
  13. globale Mustervorlagen in Installverzeichnis\Office\Xlstart
  14. globale Add-In-Dateien in %userprofile%\Application\Data\Microsoft\AddIns
  15. deutsche (d. h. Codierung 1031), mit Excel gelieferte Diagrammvorlagen in Installverzeichnis\Office\1031\xl8galry.xls
  16. selbstdefinierte Diagrammvorlagen in %userprofile%\Anwendungsdaten\Microsoft\Excel\Xlusrgal.xls
  17. alle anderen Einstellungen in der Exceldatei selbst, diese liegt normalerweise unter %userprofile%\Eigene Dateien
  18. Anbetracht dieser Probleme und der Tatsache, dass Backups ständig Arbeit machen, aber selten gebraucht werden, ist es nicht verwunderlich, wenn sich viele Anwender ihrem Schicksal ergeben und hoffen, dass nichts passiert. Fatal.
    In der Zeitschrift c’t
    [3] erscheinen immer mal umfangreiche Artikelreihen, die sich mit den Problemen auseinandersetzt und Lösungen anbietet. Ergänzende Aussagen findet man auch in [4]. Nicht alle Aussagen dieser Artikel würde ich auch so treffen, daher benutze ich eine selbstgestrickte Backup-Lösung unter Windows 2000, die auf Basis systemeigener Kopierfunktionen (xcopy) arbeitet und folgendermaßen aussieht:

    Nach der Installation jeder Anwendung wird sie als erstes auf sicherungswürdige Daten abgeklopft, entsprechende Erkenntnisse in einer Textdatei festgehalten. Hilfreich ist es, bei allen Dateien im Installationsverzeichnis des Programms (und Unterverzeichnissen) das Archivattribut sofort nach Installation zu löschen. Nach Benutzung des Programms sieht man wenigstens, was alles so verändert wurde. Das gleiche Verfahren funktioniert auch beim Betriebssystem! Die gewonnenen Daten fließen in die Batch-Programme von unten ein. Vor jeder Programminstallation wird eine Notfalldiskette angelegt, wobei darauf zu achten ist, dass die Registry mit gesichert wird. Also Aufruf von %SystemRoot%\system32\ntbackup.exe , Klick auf Notfalldiskette, dabei Haken vor “Die Registrierung im Wiederherstellungsverzeichnis sichern...” nicht vergessen. Um im Notfall überhaupt auf die gesicherte Registry von der Wiederherstellungskonsole aus zugreifen zu können, muss noch in den Sicherheitsrichtlinien (unter Systemsteuerung | Zugriffsrechte Verwaltung | Lokale Sicherheitsrichtlinie | Lokale Richtlinien | Sicherheitsoptionen)  "Wiederherstellungskonsole: Kopieren von Disketten und Zugriff auf alle Laufwerke und alle Ordner zulassen" gesetzt werden.

    Jeden Tag wird zum Arbeitsende ein inkrementelles Backup auf je einer ZIP-Diskette angefertigt, d.h. nur die Dateien werden kopiert, die seit dem Vortag geändert wurden (= vier Disketten pro Woche). Am Freitag jeder Woche ein Backup auf je einer UDF-formatierten DVD-RAM, in der alle Dateien gesichert werden, die ein Änderungsdatum neuer als Freitag vergangener Woche tragen (=vier DVD-RAM pro Monat). In der nächsten Woche wird am Montag die ZIP-Disk vom vergangenen Montag wieder benutzt, Dienstag bis Donnerstag entsprechend. Am ersten Freitag des Folgemonats wird die älteste DVD-RAM erneut beschrieben. Mit diesem Verfahren werden jeweils nur gleichnamige Dateien überschrieben.

    Braucht man womöglich ältere Dateien gleichen Namens, als dieser Sicherungsrhythmus erlaubt, müssen sie expliziert erzeugt werden. Bei der Bearbeitung großer Dolumente mit Word empfiehlt es sich, mehr Versionen zur Verfügung zu haben. Ein Makro, welches bei jedem zehnten Speichervorgang automatisch ein Dokument mit neuem Dateinamen erzeugt, steht hier zum Download bereit. Die CLS-Datei kann mit einem Texteditor geöffnet oder aber als EventClassModule direkt in die Word- VBA-Umgebung importiert werden.

    Beide Backup-Verfahren sind in je einer Batch-Datei enthalten, die per Mausklick auf eine Verknüpfung auf dem Desktop gestartet werden. Start per Taskplaner ist möglich, läuft wegen der notwendigen Usereingriffe (Datenträger einlegen) aber nicht vollautomatisch. Abfragen, dass der richtige Datenträger eingelegt wurde, fehlen noch. Beide Batchdateien (inkrementell und datumsgesteuert) können hier zur Demonstration runtergeladen werden.

    Hier noch eine Aufstellung einiger Sicherungsmedien samt Speicherpreis:

       Medium

       ~ Preis/Kapazität in EUR/GByte (Stand Mitte 2010)

       DVD+/-R 4,7GB

           0,11

       DVD+/-RW 4,7GB

           0,20

       DVD-RAM 4,7GB

           0,50

       CD-R 700MB

           0,25

       Blu-ray-Disk ~23GB

           0,25

       CD-RW 700MB

           2,20

       ZIP-Disk 750MB

         20

       ZIP-Disk 250MB

        40

       ZIP-Disk 100MB

         90

       3,5”-Diskette 1,44MB

       200

    [1] Zeitschrift c’t 11/1999 S.142 ff.
    [2] Michael Kofler, EXCEL 2000 programmieren, Addison-Wesley Verlag 2000
    [3] Zeitschrift c’t 11/1999 S. 138 ff., 26/2001 S.104, 08/2003 S.156/160, 09/2006 S.126, 10/06 S. 126
    [4] Zeitschrift c’t 26/2001 S. 104 ff.
    Weitere Tipps und Links zu Windows 2000 auf der Seite Win 2000 (2)
    unten.

     

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Samstag, 17. Mai 2014 

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